Samstag, 28. März 2009

Börse: Silberstreifen am Horizont oder Bärenmarkt-Rally?

Hospiz St. Bernhard: 10 cm Neuschnee, bedeckt, -6 C.

Seit dem Tief vom 9. März 2009 hat sich der Swiss Market Index (SMI) im Einklang mit den meisten Börsen der Welt um +13.1 % erholt. Liegt aber trotzdem seit dem Jahresbeginn mit -12 % im Minus. Die Pessimisten reden von einem dreiwöchigen Bärenmarkt-Rally mit baldigen Absturz auf ein noch tieferes Niveau. Die Optimisten sehen Chancen, vorallem bei den gebeutelten Finanz- & Versicherungswerten, getreu nach dem Motto: "Tiefer als praktisch Null, kann es wohl kaum ewig gehen!" und "Dem Mutigen gehört die Welt!"

Nun ich will die Optimisten nicht entmutigen, den jeder Verkauf braucht bekanntlich ja eine Gegenpartei. Ich muss aber von meinem Alpen-Hochsitz ganz klar festhalten; hier gibt es keinen "Silberstreifen" am Horizont! Im Gegenteil: Ausser, dass einige auch schon falsch gelegene "Bänkler" glauben im 1. Quartal 2009 möglicherweise keine Verluste mehr zu schreiben, sieht es, wenn man all den täglich herein kommenden Wirtschaftsindikatoren und Prognosen (auch angesehener Institute) glauben schenken will, wirklich "zappendüster" aus. Man darf nicht vergessen, dass viele Analysten jetzt die Jahresabschlüsse 2008 verdauen, die noch Mitte 2008 als rekordverdächtig beurteilt wurden und jetzt wegen einem einzigen schlechten Quartal, fast überall ein sattes Minus, statt neue Rekordergebnisse gebracht haben.

Tatsächlich hat sich aber die Konjunktur beim Welthandel und in der Industrie erst so richtig im Dezember, Januar und Februar eingetrübt. Die Ergebnisse vom 1. Quartal 2009 werden aber erst im April/Mai publiziert und die Ergebnisse vom 2. Quartal im Juli/August. Weiter fällt auf, dass praktisch keine Firma auf der Welt bei ihren Jahresabschlusskonferenzen irgendwelche Prognosen für das Jahr 2009 stellen will. Sieht man die Auftragsbestände der Industrie-Unternehmungen per Ende Jahr an und rechnet dazu den Auftragseingang Jan/Feb, kann man das gut verstehen.

Die ersten beiden Quartale werden in praktisch allen Branchen und auf der ganzen Welt rabenschwarz ausfallen. Diese Realität, wird bei manchen Börsenoptimisten Zweifel an den vielen gutgemeinten Konjunkturprogrammen aufkommen lassen, wobei ja klar sein dürfte, dass diese, ausser der Auto-Abwrackprämie (welche zwar PR-mässig wirkt aber konjunkturpolitisch höchst fragwürdig ist), heute ja gar noch nicht greifen können. Ich rechne bald mit grosser Ernüchterung an den Märkten und mit Kursen, die gut und gerne nochmals 25-35 % tiefer sein werden als der Stand heute ist. Ein Richtungwechsel braucht an der Börse immer zuerst eine "Ausverkaufs-Stimmung" und diese haben wir trotz allem bis heute noch nicht gesehen.

Die jetzige Finanz- und Weltwirtschaftskrise ist in ihrer weltweiten Dimension und in ihrem unglaublichem Ausmass mit keiner vorangegangenen Krise zu vergleichen, ausser mit den "30-iger Jahren", und diesen Vergleich möchte ich, mit Verlaub, auch heute nicht tun. Jedenfalls wird es einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis die heute aufgetürmten gigantischen Staatsschulden konsolidiert sind. Von einem Abbau möchte ich gar nicht Reden.

Somit heisst die Devise klar: "sell any rally" und es bleibt: "cash is king!" Ich wünsche eine gute Woche!

Bernhard

Mittwoch, 25. März 2009

Weltwirtschaftskrise: Ein Blick auf Japan der 2. grössten Volkswirtschaft der Welt

Hospiz St. Bernhard: 50 cm Neuschnee, -8 C

Im Februar dieses Jahres ist der gesamte Export in Japan um -49,4 % gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Der Export in die USA ging um -58,4 % zurück, gegenüber Europa fiel der Export um -54,7 %, gegenüber Asien um -46,3% und selbst gegenüber China um -39,7 %.

Der Import nach Japan nahm in der selben Periode gegenüber dem Vorjahr um -43,1 % ab.

Nachdem im letzten Quartal 2008 das gesamtjapanische BIP aufs Jahr hochgerechnet um -12,1 % gefallen ist, zeigen Hochrechnungen, dass im 1. Quartal 2009 das BIP um gegen -20% gegenüber dem Vorjahr fallen wird.

Japans Wirtschaft zeigt bis heute trotz dem "20 trillion yen" Stimulus-Paket der Regierung, welches seit Oktober verdoppelt wurde, somit keinerlei Anzeichen von Erholung. Im Gegenteil, die 2. grösste Volkswirtschaft der Welt steuert ungebremst auf die grösste Wirtschafts-Rezession seit 1945 zu und das bei einem Staatsverschuldungsgrad von 170% des BIP!

Der Blick nach Japan zeigt eindrücklich, dass man vorsichtig sein sollte mit dem "Kleinreden" der globalen Finanz- und Weltwirtschaftskrise. Das Schlimmste ist nicht hinter uns, sondern steht noch vor uns, auch in der Schweiz!

Bernhard

Freitag, 20. März 2009

Steht die AFG Holding AG, Arbon vor dem Abgrund?

Hospiz St. Bernhard, schön, gute Fernsicht, + 4 CRechtschreibung überprüfen



Seit dem Allzeit-Hoch von CHF 668,25, im Jahre 2007, ist der AFG-Aktienkurs um gut -90% gefallen und notierte heute, am 20. März 2009, zeitweise bei CHF 68.--, also in etwa auf dem Niveau, wo seinerzeit Dr. Edgar Oehler bei der AFG vor 6 Jahren eingestiegen ist. Die gesamte Börsenkapitalisierung des Unternehmens sank in den letzten 2 Jahren von respektablen 1'203 Mio. Franken, auf jetzt noch (20. März 2009) 134 Millionen Franken! 1'069 Millionen Franken lösten sich für die Aktionäre der letzten Jahre also so zu sagen über Nacht in Luft auf. Was ist passiert?

An der Jahresabschluss Pressekonferenz vom 16. März 2009 meinte dazu Dr. Oehler: "Die AFG wird in Sippenhaft mit der allgemeinen Finanzkrise genommen!" Gleichzeitig geisselte er im anschliessendem Presseinterview den Bundesrat und das Parlament für die wenig vorausschauende und unprofessionelle Wirtschafts- und Staatspolitik. Doch vergessen wir nicht; Börsenkurse, die ja am freien Markt zustandekommen, sind in der Vergangenheit oft ein untrüglicher Indikator vom tatsächlichen Zustand einer Unternehmung und der realen Marktbeurteilung ihrer Führungskräfte gewesen.


Blenden wir einige Jahre zurück: In den 90er Jahren hatte der legendäre Gründer der AFG, der Unternehmer-Pionier und Metzger-Sohn Jakob Züllig einen Nachfolger für sein Lebenswerk gesucht. Nach langem Suchen, traf seine Wahl den rührigen Gipsermeister, Chefredaktor, Militäroberst und langjährigen Nationalrat Dr. Edgar Oehler. Er stellt ihn als CEO der AFG ein und gab ihm eine Beteiligung von 10% an der Firma. "Köbi" wie Jakob Züllig von seinen Freunden gedutzt wurde, war in den ersten Monaten von seinem neuen Zieh-Sohn und designierten Nachfolger absolut begeistert. Doch nach wenigen Monaten des Wirkens beklagte er sich bitter bei seinen engsten Freunden über den, wie er sagte; "selbstgefälligen Edgar". Es sei sein grösster Fehlentscheid gewesen, ein absoluter Fehlgriff und nochmals wenige Monate später kam es zur entgültigen Trennung, als Köbi vom Korpskommandaten Ricklin erfuhr, dass sich Oberst Oehler, anstatt sich kompromisslos um die AFG zu kümmern, sich noch um ein Regimentskommando bemühte. "Mehr als 10 Mio. Franken hätte ihn diesen Fehlgriff gekostet" wetterte "Köbi", soviel kostete seine Entlassung, denn er musste seinem "Edgar" auch noch die 10%-ige Beteiligung an der AFG abkaufen, um ihn entgültig los zu werden.


Es war deshalb für Dr. Edgar Oehler eine tiefe und grosse Genugtuung, als er wenige Jahre später, nach dem Tod von Köbi, seiner Witwe, für knapp 60 Mio. Franken, 26% des Kapitals und 60% der Stimmrechte der AFG Holding AG abkaufen konnte. Dies war dann auch eine einzigartige Gelegenheit nach dem Schmach des Rauswurfes nochmals anzutreten und zu beweisen, dass er tatsächlich keine "Fehlbesetzung" der AFG gewesen ist.


Der Grossaktionär Oehler ernannte sich in der Folge zum Präsidenten des Verwaltungsrates und zum CEO der AFG Holding AG und begann den "verstaubten" und "schlecht gemanagten" Konzern auszumisten, indem er sich von der altgedienten Konzernleitung in Windeseile trennte. Es blieb aber nicht nur beim Rauswurf des ehemaligen Kaders, was vertretbar ist, nein, er verklagte zudem den ex-VR-Präsident und CEO Dr. Paul Gattiker und den ex-Finanzchef Theo Bubendorff zusammen mit dem gesamten Verwaltungsrat der alten AFG, wegen Missmanagement (Währungsspekulationen), auf über 6.7 Mio. Franken Schadenersatz am Bezirksgericht Arbon. Pikant dabei ist, dass er auch die Erben von Jakob Züllig und die Frau und Kinder des inzwischen verstorbenen Verwaltungsrates Timmermann beklagte und diese sozusagen solidarisch in Sippenhaftung nahm.


Unter der neuen Führung des Alleinherrschers Oehlers wurde in kurzer Zeit die alte AFG jetzt auf neuen Kurs gebracht: Wachstum durch Aquisition, Diversifikation und Internationalisierung war angesagt! Die Motos waren: "Werte schaffen", "In Hochform bringen" und "Grenzen überschreiten". Ein Unternehmen nach dem anderen wurde eingekauft und so stieg in 6 Jahren Oehler-Herrschaft, der netto Umsatz von 697,8 Mio. Franken im Jahre 2002 auf 1'570,6 Mio. Franken, oder um +125,1%. Der EBITDA stieg jedoch nur von 98,3 Mio. Franken auf 153,2 Mio. Franken, oder um +55,8% und in der Folge fiel die EBITDA-Marge von guten 14,1% (2002) auf magere 9,8% (2008). Die verzinsbaren Finanzschulden stiegen gleichzeitig von 196,4 Mio. Franken auf 493,2 Mio. Franken, oder um +151,1%.


Auch ein Denkmal für den "König von Arbon" wurde errichtet; und so konnte im Februar 2008, in Arbon, im Beisein von 900 geladenen Gästen, das neue Konzernverwaltungsgebäude für 250 Kader- und Verwaltungsmitarbeiter als neues imposantes Wahrzeichen der "New AFG" feierlich eingeweiht werden. Der gelungene Prunkbau kostete weit mehr als budgetiert und soll mit Innenausbau gegen 45 Mio. Franken gekostet haben. In der Tat, es ist ein eindruckvolles Gebäude, vorallem was das Chef-Büro oder besser die "Presidental Suite" von Edgar Oehler anbetrifft. Sie nimmt über die Hälfte der obersten Etage in Anspruch und glänzt mit edelsten Materialien ausgestattet tatsächlich in grosser majestätischer Pracht. Ebenso eindrucksvoll ist die Eingangshalle, dessen Fassade je nach Stimmungslage des obersten Boss wohlwollendes grün, dynamisches gelb, kaltes stahlblau oder bedrohliches rot ausstrahlen oder signalisieren kann. Zur Zeit dürfte weithin sichtbar die rote Farbe dominieren, denn der selbstgefällige Unternehmer scheint sich zum Leidwesen seiner Mitaktionäre verspekuliert zu haben:


Eine seiner allerersten Aquisitionen und gleichzeitige seine erste Diversifikation war der Kauf der EgoKiefer AG, Altstätten. Die Division "Fenster & Türen" mit im letzten Jahr 382,4 Mio. Franken Umsatz (+28,3%) ist dann auch der einzige derzeitige grüne Lichtblick in der AFG. Die erfolgreiche Division wird vom ehemaligen Erb-Generaldirektor Thomas Gerosa geleitet und bringt die höchste EBITDA-Marge von 13,1%. Im Rumpfjahr 2004 war diese allerdings auch schon einmal bei 16,4%.


Unerfreulicher präsentiert sich die Division Heizungstechnik und Sanitär: Der Umsatz dieser bedeutendsten Division im AFG-Konzern (41,1%) stieg im Jahre 2008 bei guter Baukonjunktur zwar um +4,2%, der EBITDA hingegen fiel um -15,5% und die EBITDA-Marge sank entsprechend von 12,8% auf magere 10,4%.


Noch schlechter steht die Division "Küchen und Kühlen" da: Bei praktisch gleichem Umsatz wie im Vorjahr (290,5 Mio.) sank der EBIT im Jahre 2008 sogar auf unter null, auf -2,4 Mio. Franken. Dies ist das schlechteste Ergebnis der letzten 4 Jahre trotz günstiger Aquisition der Küchenmarken Piatti und Miele und trotz dem Kauf der Küchenfabrik Warendorf in Deutschland und trotz jährlichen überdurchschnittlichen Investionen in Produktionsanlagen, EDV und grosszügigen Verkaufsräumlichkeiten.


Ebenso ernüchtern ist das Ergebnis der Division "Stahltechnik": Nach einem sehr guten Jahresstart musste hier bereits im Spätherbst 2008 Kurzarbeit eingeführt werden und die Aussichten für das Jahr 2009 stehen infolge der erst am Beginn stehenden Weltwirtschaftskrise unveränderbar auf Sturm.


Das selbe Schicksal ereilte ebenso die Division "Oberflächentechnologie", deren kürzliche Aquisition aus dem Oehlerschen Privatbesitz, die AFG insgesamt über 83,5 Mio. Franken kosten wird (62 Mio. wurden bereits bezahlt und weitere Zahlungen von 21,5 stehen noch aus): Die EBIT-Marge sank im Geschäftsjahre 2008 auf 2,1%. Es musste bei einem Nettoumsatz von 95,2 Mio. Franken ein Verlust von 0,4 Mio. Franken ausgewiesen werden, ebenso wird bereits kurzgearbeitet. Die Aussichten für 2009 sind beim derzeitigen Auftragsrückgang von über 50% somit alles andere als erfolgsversprechend.


Werfen wir noch einen Blick auf die Aquisitionen seit dem 1. Jan. 2007: Insgesamt wurden Firmen für 195,1 Mio. Franken gekauft (Slovaktual S.R.O.: 47,8 Mio., Aqualux Products Holdings Ltd.: 36,9 Mio., Surface Technologie International Holding AG: 83,5 Mio. und RWD Schlatter AG: 26,9 Mio.). Da die Buchwerte dieser Käufe nur 105,2 Mio. Franken ausmachten, musste in der Bilanz per 31.12.08 für diese Aquisitionen einen Goodwill von 90,0 Mio. Franken aktiviert werden. Der Erfolg dieser Zukäufe betrug im Geschäftsjahr 2008 insgesamt 8,7 Mio. Franken, wobei allein 7,2 Mio. Franken Gewinn auf die relativ günstig eingekaufte Slovaktual S.R.O. fällt. Die übrigen Aquisitionen im Betrag von 158,3 Mio. Franken brachten somit lediglich einen Gewinnbeitrag von 1,5 Mio. Franken zum Geschäftsjahr 2008.


In den letzten Jahren kaufte die AFG laufend eigene Aktien an der Börse. Per 31.12.08 stehen insgesamt für 20,3 Mio Franken eigene Aktien in der Bilanz (durchschnittlich bezahlter Kurs gemäss eigenen Angaben: CHF 376.--). Per 20. März 2009 sind diese Aktien gemäss aktuellem Kurs noch 3,7 Mio. Franken wert. 16.6 Mio. Franken wurden vernichtet, ohne dass die Gesellschaft oder der Aktionär einen Nutzen hatte.


Nun, der forsche Oehlersche Aquisitions-Ritt musste auch finanziert werden: Am 3. Juni 2004 wurde eine 6-jährige Obligationsanleihe (Coupon 3,375%) über 150 Mio. Franken ausgegeben. Diese Obligation wird am 3. Juni 2010 fällig und muss zurückbezahlt oder refinanziert werden.


Am 2. Dezember 2004 wurde zudem mit einer Gruppe von US-Investoren eine Privatplatzierung (US PP) im Umfang von USD 160 Mio. abgeschlossen mit einer Laufzeit von sieben bis zehn Jahren. Erste Amortisationen (6 Mio. Franken) sind ab 2008 vorgesehen.


Am 26. November 2007 wurden zusätzliche CHF 275 Mio. Franken über eine syndizierte Kreditfazilität unter der Führung der Credit Suisse aufgenommen mit einer Laufzeit bis zum 31. Dezember 2013.


Wie aus dem publizierten Jahresabschluss hervorgeht, beinhalten die US-Privatplatzierung, wie auch der Konsortialkredit über 275 Mio. Franken sogenante "Covenants", wie Mindestnettovermögen, Zinsdeckungsgrad, Verschuldungsgrad, etc. Bei Nichteinhaltung der Covenants können die US-Investoren, respektive Banken, jederzeit die sofortige Rückzahlung der gesamten Kreditfazilität verlangen. Gemäss AFG sollen jedoch bis zum 31.12.08 alle dies Covenants eingehalten worden sein.


Es stellt sich also die Frage: Wie weit können diese Covenants auch im Jahr 2009 und 2010 eingehalten werden? Die Antwort gibt Dr. Edgar Oehler bei der Jahrespressekonferenz am vergangenen Montag gleich selbst, er sagte dazu: Die vorgesehende Kapitalerhöhung von 125 Mio. Franken sei auch nötig um die Einhaltung der Covenants auf den ausstehenden Kreditfazilitäten sicher zu stellen. Das lässt aufhorchen!


Doch selbst, wenn die Covenants eingehalten werden können und keine vorzeitigen Kreditkündigungen eintreten, muss die AFG, gemäss eigenen Angaben in den nächsten 18-24 Monaten auf den Hypotheken, Anleihen und Privatplazierungen, insgesamt aus normaler Fälligkeit 194.6 Mio. Franken zurückzahlen. Dazu kommen budgetierte Darlehensrückzahlungen von 97,8 Mio. und fällige Leasing-Verbindlichkeiten von 5,6 Mio. Franken. Es steht also ein kurzfristiger Refinanzierungsbedarf von gut und gerne 300 Mio. Franken im Hause.


Die am 16. März 2009 von Oehler angekündigte Kapitalerhöhung von 125 Mio. Franken ist also selbst dann, wenn diese "glatt" über die Bühne geht, was bei der derzeitigen Gesamtbörsenkapitalisierung von 134 Mio. Franken fraglich ist, nur einen Tropfen auf einen heissen Stein. Und warum sollen die AFG-Aktionäre, solidarisch mit Herrn Oehler, praktisch nochmals fast den gesamten Wert ihrer gebeutelten Anlage investieren, um mit dieser massiv in Kauf genommen teuren Verwässerung ihre Investition in eine hochspekulative Aktie zu schützen?


Nun es ist davon auszugehen, dass in wenigen Monaten die Weltwirtschaftskrise mit voller Wucht die Baubranche in Deutschland trifft und wenig später auch in der Schweiz ankommt. Die Krise in den verschuldeten Ost-Länder Europas wird dazu noch um einiges massiver ausfallen. Die AFG Holding AG kann diese lebensbedrohende Krise nicht aus den in guten Zeiten angespeckten Reserven angehen. Im Gegenteil, selbst zu besseren Zeiten konnten die vielen Aquisitionen nicht gewinnverbessernd eingesetzt werden und müssen jetzt mitten in der Krise zusätzlich konsolidiert und verdaut werden. Dazu kommen fast unmögliche Finanzierungsprobleme und die latente Gefahr von vorzeitigen Kreditkündigungen weil die Covenants nicht mehr eingehalten werden können.


Der Aktienkurs der AFG ist also völlig zurecht auf dem derzeitigen tiefen Niveau und dürfte noch ein Stück weiterfallen. Die AFG-Aktie ist ein absolutes "High Risk Papier" und es ist zu hoffen, dass der selbsternannte "König von Arbon" Kraft, Mut, Geld, Ideen und die Gesundheit hat, seinen schwerst angeschlagenen "Luxus-Liner" durch den höchst bedrohlichen Konjunktur-Orkan zu steuern. Ansonsten könnte es bald heissen: "Mann über Board" und gleich darauf "SOS Schiff unter"!


Bernhard













































Freitag, 6. März 2009

Systemrelevante Risiken am Beispiel der "grundsoliden" SWISSCOM

Hospiz St. Bernhard, bewölkt, -3 C

Mit einem Aktienpreis-Rückgang von gut -25,2% seit dem 31. Oktober 2007 steht die SWISSCOM (welche sich mehrheitlich (55,2%) im Besitz der Eidgenossenschaft befindet) im Verhältnis zum SMI (-51,3%) gut da.

Am 10. April 2007 hat die SWISSCOM 82,1% der italienischen FASTWEB gekauft. Der Kaufpreis des börsenkodierten Unternehmens betrug EURO 47.-- pro Aktie oder insgesamt 5'105 Mio. Franken. Diese Anschaffungskosten wurden bei der SWISSCOM wie folgt (siehe Jahresabschluss per 31.12.08) verbucht: Buchwert Fastweb 2'523 Mio., Anteil Minderheitsaktionäre -379 Mio. und aktivierter Goodwill 2'961 Mio. Franken.

Inzwischen ist der Aktienkurs der FASTWEB von EURO 47.-- auf EURO 17,34 (7.3.09) eingebrochen, und die Börsenkapitalisierung des 82,1%-Anteil der SWISSCOM beträgt nur noch 1'883 Mio. Franken. Das heisst der im Jahresabschluss 2008 aktivierte Goodwill von 2'961 Mio. Franken für die FASTWEB-Beteiligung müsste auf Grund des aktuellen Börsenkurses eigentlich vollständig abgeschrieben werden.

Dies muss die SWISSCOM jedoch in Anwendung der DCF-Methode (Discounted Cash-Flow) und unter Berücksichtigung des Nutzwertes (Value in use) nach den gesetzlich erlaubten Bilanzierungvorschriften nicht tun. Die SWISSCOM schreibt dazu in Ihrem Jahresabschluss:

"Als Grundlage für die Werthaltigkeitsprüfung von FASTWEB wurde der vom Management erstellte Businessplan für fünf Jahre verwendet. Der Businessplan berücksichtigt historische Erfahrungswerte und Erwartungen des Managements betreffend der Marktentwicklung. Zu den wesentlichen Annahmen, auf denen die Prognosen der künftigen Geldflüsse basiert, gehören das Umsatzwachstum und der Diskontierungszinssatz. Die Bestimmung des Endwerts erfolgt auf der Basis der Werte des Jahres 2013, welche als verlässliche Grundlage eingeschätzt werden. Der Abzinsungssatz nach Steuern (WACC post tax) beträgt 8,47%, der entsprechende Abzinsungssatz vor Steuern (WACC pre-tx) beläuft sich auf 11,10%. Die freien Geldflüsse im Endwert nach dem Detailplanungszeitraum wurden mit einer ewigen Wachstumsrate von 1,0% prognostiziert. Die verwendete Wachstumsrate entspricht den landes- und marktüblichen Wachstumsraten, die auf Erfahrungswerten wie auch auf Zukunftsprognossen basieren und mit externen Informationsquellen abgesichert wurden. Die angewendete Wachstumsrate übersteigt langfristige durchschnittliche landes- und marktübliche Wachstumsraten nicht. Aus der Werthaltigkeitsprüfung resultiert per 31. Dezember 2008 keine Wertminderung des Goodwills."

Dies also nur ein Beispiel von einem "systemrelevanten Risiko", von welchen es in der modernen Finanzarchitektur der Gegenwart unzählige gibt. Niemand stört dies, so lange die angewendeten Prognosen auch eintreten und in der Vergangenheit sind sie ja meist eingetreten, bis zur Finanz- & Weltwirtschaftskrise 2007.

Kürzlich habe ich die SWISSCOM-Rechnungen meiner Familie überprüft, wobei ich mir im klaren bin, dass dies kein gesamtschweizerisches Beispiel darstellt. Meine durchschnittlichen monatlichen Zahlungen im Jahre 2008 betrugen für verschiedene Fixnetzanschlüsse, Fax, Handys, Internetzugang ADSL, e-mails und allen Gebühren insgesamt 456.-- Franken pro Monat. Ohne Komforteinschränkung könnte ich davon durch Benutzung von Skype (gratis Internettelefon, Videoanrufe und SMS), free-mails und gratis Internet Verbindungen, etc. sofort 50% meiner SWISSCOM-Kosten einsparen. Mit etwas Umstellung, Gewöhnung und Komforteinbusse und konsequenter Nutzung aller gratis Angebote und Verzicht auf die Fixnetzanschlüsse wäre es sogar ohne weiteres möglich, die direkten Kummunikationskosten auf praktisch null zu reduzieren.

Dies also das grösste Marktrisiko der SWISSCOM aus Sicht des Kunden

Es gibt aber neben dem immer grösser werdenden gewichtigen internationalen Wettbewerbsdruck noch ein zusätzliches nicht unterschätzbares Technologie-Risiko. Die weltweite Mobilfunkbranche steht mit der Einführung der immer persönlicher werdenden (auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittenen) "Smartphones" vor einer gewaltigen Datenflut. Zur Bewältigung dieser Datenflut ist in Europa ab 2010 die Einführung des neuen Übertragungsstandart LTE (Long term Evolution) geplant, das wird, wie an der "Mobilfunk-Welt" in Barcelona angekündigt, entsprechende gewaltige Kosten auslösen und bereits redet man von der 5. Generation der Übertragung, ohne stationäre Funkstationen, indem man den Indivitualverkehr (PKW's) und den öffentlichen Verkehr als interkommunizierende Relais-Stationen heranziehen will, was die vorangetätigten Investitionen in den Aufbau und Ausbau der Funkanlagen zum grössten Teil wieder aufheben würde.

Weiter warten auf die SWISSCOM auch ordnungspolitische Risiken, wie: Änderung des Fernmeldegesetzes, neue Regulationsbestimmungen betr. Zugang, Organisation, Termination bzw. Roaming im Mobilfunkgeschäft, Eingriffe der Wettbewerbs-kommission, neue Strahlungsrichtlinien, sowie die Erledigung der bereits laufenden Rechtsstreitigkeiten.

Zusammengefasst lässt sich festhalten: Der Bund täte gut daran sich raschmöglichst von ihrer SWISSCOM zu heute noch guten Preisen zu verabschieden. SWISSAIR und UBS lassen sonst bald grüssen!

Mittwoch, 4. März 2009

Wie gross darf eine Grossbank sein?

Hospiz St. Bernhard, bewölkt, -8 C



Aus Sicht des Staates der für das Wohlergehen seiner Volkswirtschaft verantwortlich ist, ist diese Frage rasch beantwortet: Zu gross ist eine Bank, wenn "systemrelevante" oder auch andere Ausfälle, welche in anderen Staaten eintreten, ein Risiko für die eigene Volkswirtschaft werden. Das ist bei der UBS passiert.

Aus der Sicht einer Grossbank kann das vielleicht beruhigend sein, denn es bedeutet ganz einfach "too big to fail" und stellt damit eine eigentliche Rückversicherung dar. Allerdings nur so lange der Heimatstaat bezahlen kann.

Grösse bedeutet aber auch Macht, Einfluss und suggeriert Kompetenz und fordert damit eine entsprechende Bezahlung der verantwortlichen Führungskräfte. Als seinerzeit Mercedes-Benz den angeschlagenen Chrysler-Konzern übernahm, verdiente dessen CEO schon das doppelte Gehalt von Jürgen Schrempp. Ein Umstand der sofort korrigiert werden musste und Schrempps Zahltag stieg auf 10,5 Mio. Euro. Er wurde damit, mit seiner "Welt AG", der bestbezahlte Manager Deutschlands.

Unternehmen die nur überleben können dank Grösse und teilweisen Monopolstellungen sind jedoch auch ohne Weltwirtschaftskrise gefährlich. Nicht mehr das bessere Produkt, die bessere Dienstleistung oder das bessere Angebot steht im Fokus, sondern allein die Marktmacht.

Damit werden von einer gewissen Grösse an, solche Unternehmen auch nicht mehr führbar, respektive die Risiken für die oberste verantwortliche Konzernspitze nicht mehr sichtbar. Das ist auch der wahre Grund der jetzigen Weltwirtschaftskrise. Nicht systemrelevante Verkettungen von unerwarteten Umständen haben die Finanzkrise ausgelöst, sondern ganz einfach haben die obersten Führungsetagen der 30 grössten Grossbanken der Welt ihre Risiken weder gekannt noch im Griff gehabt. Ihre Banken waren schlicht zu gross um alles im Detail zu kennen und was alle tun, galt als gut und sicher.

An den Hochschulen wurde früher gelernt, dass ein Unternehmen nur langfristig erfolgreich sein kann, wenn es "anders" oder "einzigartig" ist, also etwas anbieten kann, was die Konkurrenz nicht kann, oder sich von der Konkurrenz abheben kann. Grösse allein kann dieses funktionierenden Erfolgsgeheimnis ganz sicher nicht sein und schon gar nicht, wenn es sich, wie vom Ausland betrachtet, auf das Bankgeheimnis reduziert


Mit der Ernennung von Oswald Grübel und Kaspar Villiger hat die UBS jetzt die einmalige Gelegenheit die Bank aufzuspalten in eine UBS-Schweiz, die ruhig auch in der EU tätig sein darf, unter dem vertrauensvollen Präsidium von Kaspar Villiger und unter dem alten Namen Schweizerische Bankgesellschaft AG. Oswald Grübel könnte dann mit Sitz London oder besser Delaware/USA die UBS International Ltd. sanieren und neu positionieren. Das hätte den Vorteil, dass die Aktionäre der gesplitteten UBS-Aktie selbst entscheiden können, wo der Schwerpunkt ihrer Investition sein soll und das Risiko der Schweiz auf die Schweizerische Bankgesellschaft reduziert würde.






Sonntag, 1. März 2009

Weltwirtschaftskrise 2007 und kein Ende

Hospiz St. Bernhard, Schneefall, -11 C.



Noch im Oktober 2007 betrug das weltweite Börsenvermögen 66'000 Milliarden $. Davon waren schätzungsweise 33% fremdfinanziert, das netto Börsenvermögen betrug somit 40'500 Milliarden $.

Der Weltaktien-Index (MSCI World) stand im Oktober 2007 bei 1682. Am Montag, den 2. März 2009, stand dieser bei 714, oder -57,6% tiefer. Aus 66'000 Milliarden $ wurden 28'000 Milliarden $ weltweites Börsenvermögen, davon dürften auch heute noch ca, 30% fremdfinanziert sein, so dass das netto Börsenvermögen 19'500 Milliarden $ beträgt.

Mit anderen Worten wurden in nur 16 Monaten weltweit 38'000 Milliarden $ brutto Börsenvermögen oder rund 24'000 Milliarden netto Börsenvermögen vernichtet. Das ist die grösste Vermögensvernichtung seit dem Börsencrash von 1929.

Das weltweite Bruttoinlandprodukt (BIP) betrug Ende 2007: 65'820 Milliarden $ die Staatsverschuldungsquote betrug damals ca. 65% des BIP oder 42'800 Milliarden $.

Im Buch "The aftermath of Financial Crises" hat Kenneth S. Rogoff (Harvard University) und Carmen M. Reinhart (University of Maryland) die weltweit grössten Finanzkrisen untersucht (USA 1929, Spanien 1977, Norwegen 1987, Finnland 1991, Schweden 1991, Japan 1992, Asienkrise 1997-98, Kolumbien 1998, Argentinien 2001).

Das Resultat der Studie ist lehrreich und zeigt auf, dass die Auswirkungen der Krisen im Durchschnitt folgende reale Effekte mit sich brachten:


Einfluss: Dauer:

Aktienmärkte -55,9 % 3,4 Jahre
Immobilienpreise -35,5 % 6.0 Jahre
Arbeitslosigkeit + 7,0 % 4.8 Jahre
BIP pro Kopf - 9,3 % 1.9 Jahre
Staatsverschuldung +86,3 % 3.0 Jahre



In den vergangenen Jahrzehnten hat es immer wieder Finanzkrisen in einigen Ländern der Welt gegeben. Eine eigentliche weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise gab es zuletzt 1929. Verlässliche Zahlen über ihre Auswirkungen für den Rest der Welt fehlen jedoch, es gibt nur historische Aufzeichnungen/Erzählungen über die so genannte "grosse Depression". Für die Vereinigten Staaten waren die Auswirkungen wie folgt:



Einfluss: Dauer:
Aktienmärkte - 89,0 % 4.0 Jahre
Immobilienpreise - 14,0 % 6.0 Jahre
Arbeitslosigkeit + 22,5 % 4.0 Jahre
BIP pro Kopf - 28,0 % 4.0 Jahre
Staatsverschuldung k. Ang. 3.0 Jahre


Zählt man in der heutigen Krise die von den vielen Regierungen angekündigte Hilfe an den Finanzsektor und die aufgelegten Konjunkturpakete zusammen, kommt man bis zum 2. März 2009, auf einen Betrag von 8'500 Milliarden $. Dazu kommen Aufkäufe von Commercial Papers, Hypotheken, etc., sowie versprochene Garantien in der Höhe von über 10'000 Milliarden $. Auch wenn einige dieser Garantien und Konjunkturprogramme nur teilweise finanzwirksam werden, dürfte die Verschuldung der Staaten infolge weiteren notwendigen Konjunkturstützungsmassnahmen, Steuerausfällen, etc. trotzdem um ca. 20'000 bis 30'000 Milliarden zunehmen. Die globale Staatsverschuldung steigt also von 42'000 Milliarden $ (2007) auf voraussichtlich 62'000 bis 72'000 Milliarden $ (2010) oder um +50-70 % und beträgt im Jahre 2010 voraussichtlich 100-115 % des geschrumpften weltweiten BIP.

Es stellt sich also eine weitere Frage: Wie und zu welchem Preis die staatliche Schuldenwirtschaft finanziert werden kann? Bereits heute wird für viele Ländern happige Zinsrisikoaufschläge verlangt (Griechenland bezahlt beispielsweise 2,67% mehr als Deutschland, Irland 2,4% und Italien 1,48% mehr Stand 20.1.09). Die Rendite von 30-jährigen Treasurie Notes ist im Moment 2,6-2,7 %. Die Inflation in den USA beträgt seit 1990 durchschnittlich 2,7%. In den 90er-Jahren war die Inflation bei durchschnittlich 4,5 %, im Jahrzehnt zuvor gar bei 8 %. Sollte die Inflation in den kommenden Jahren nicht zuletzt wegen der hohen Geldschöpfung wieder ansteigen, dann resultiert bald eine hoch negative Real-Verzinsung. Es drohen damit grosse Kursverluste vorallem bei langfristigen Anleihen. Bekanntlich bedeutet ein Zinsanstieg von 1 % rein rechnerisch einen Kursverlust von 16,8% auf einer 30-jährigen USD-Staatsanleihe. Dazu kommen Währungsverlust oder Währungsaufwertungen die die Wettbewerbs- und Konkurrenzfähigkeit einzelner Länder signifikant verändern könnten. Die Staatshilfen könnten so leicht zu einem gefährlichen Boomerrang werden.

Die Weltwirtschaftskrise ist heute gerademal 16 Monate alt und hat bereits eine unglaubliche Dynamik erreicht. Die globale Vernetzung der Finanzwelt und der Weltwirtschaft führt zu kaum geahnten Kettenreaktionen, permanent steckt ein Land das andere an, wie unter einander faule Äpfel. Ein Ende der Krise ist deshalb kaum absehbar. Die Krise soviel steht heute schon fest, wird zu tiefgreifenden Veränderungen in vielen Branchen führen und wird die Wohlstandentwicklung auf viele Jahre hinaus zurückwerfen. Orientiert man sich an der letzten Finanzkrise in Japan könnten die Auswirkungen über ein ganzes Jahrzehnt andauern und die Weltbörsen könnten gut und gerne nochmals 20 bis 30 % tauchen bevor sie stabilisieren und ein langsamer und zäher Wiederanstieg beginnen kann. Falscher Optimismus zu verbreiten kann tödlich sein. Krisen bekommt man nur in den Griff, wenn man den Realitäten in die Augen schaut.