Mittwoch, 13. Mai 2009

Steht die weltweite Automobil-Industrie vor einer historischen Trendwende?

Hospiz Grosser St. Bernhard: bewölkt, stürmisch, + 5 C.

Die Automobil-Industrie nimmt wie keine andere Branche eine dominante Stellung in der Weltwirtschaft ein. Allein die Automobilproduktion, welche im Jahre 2007 53,049 Mio. PKW‘s und 20,103 Mio. LKW’s oder insgesamt 73,152 Mio. Einheiten produziert hat, erzielte einen Umsatz von 2,1 Trillionen $ und beschäftigte 9,8 Mio. Menschen oder gut 6% aller Industrieangestellten der Welt.

Das Wachstum der Automobilproduktion betrug in den Jahren 1995 (50,036 Mio. Einheiten) bis 2007 (73,152 Mio. E.) über + 46,2%. Der Bestand an immatrikulierten Fahrzeugen stieg weltweit von 1995: 479 Mio. Fahrzeuge auf 827 Mio. Fahrzeuge im Jahr 2004 und dürfte derzeit 1 Milliarde Fahrzeuge überschritten haben. Der Motorfahrzeugbestand hat sich weltweit in 15 Jahren mehr als verdoppelt!

Auf jeden Industrieangestellten in der Automobilindustrie rechnet man mit 6 zusätzlichen Arbeitskräften in der Auto-Service-Industrie (Handel, Reparatur & Aftersales-Service). Insgesamt beschäftigt die Automobilwirtschaft direkt über 60 Mio. Leute. Indirekt, zählt man den Bau & Unterhalt der Strassen und alle Infrastrukturen für das Auto dazu, inkl. die automobilbezogenen Aktivitäten der Banken, Versicherungen, Erdölindustrie, etc., etc. dürften weltweit über 15% aller Jobs vom Autogeschäft abhängen. In den 19 grössten Industrieländer der Welt beträgt der Anteil der Automobilwirtschaft direkt und indirekt knapp 1/3 des BIP. Der direkte und indirekte Beitrag der Automobilewirtschaft zur Finanzierung des Staatshaushaltes dieser Länder beträgt gegen 40%.

Es ist evident, dass die Automobilwirtschaft in der global vernetzten Weltkonjunktur eine absolute Schlüsselstellung einnimmt. In Ländern wie Japan und Südkorea hat die Automobilwirtschaft in der Wirtschaftspolitik erste Priorität. Es erstaunt auch nicht, dass Deutschland in kürzest denkbarer Zeit Abwrackprämien eingeführt hat und die Regierung Bush und Obama die amerikanische Automobilindustrie direkt mit Staatsgelder stützten. China hat kürzlich die Förderung der nationalen Autoindustrie als erstes Ziel ihrer Wirtschaftspolitik der Jahre 2010 bis 2030 erklärt. Der heute 2. grösste Motorfahrzeughersteller der Welt will per Staatsauftrag in den nächsten Jahren die No. 1 in der weltweiten Automobilindustrie werden, was zweifelsohne gelingen wird.

In den letzten 6 Monaten ist der weltweite Absatz von Personen- und Nutzfahrzeuge als Folge der Finanzkrise und ihrer realen Auswirkungen auf die Weltkonjunktur um über 20% gefallen, allein die Produktion ging gleichzeitig um knapp 25% zurück.

In den USA steht der ehemals grösste Autohersteller der Welt GM, kurz vor der Insolvenz. Chrysler hat bereits unter Chapter 11 Konkurs angemeldet. Toyota der grösste Automobilhersteller der Welt schreibt seit zwei Quartalen grosse Verluste, Porsche hat sich an der Übernahme von Volkswagen verschluckt. Traditionelle Marken wie Opel, Chrysler, Jeep, Saab, Volvo, Pontiac, Hummer, Saturn, etc. stehen vor dem Verkauf oder Untergang. Die grossen Lastwagenhersteller VOLVO, SCANIA, MAN, MERCEDES, etc. müssen Absatz- & Produktionseinbrüche von über 50% hinnehmen. Kaum ein Automobilhersteller sieht für das Jahr 2009 die Möglichkeit tiefrote Zahlen zu vermeiden, so dass wieder einmal das Zauberwort von „neuen Allianzen“ und der Aufbruch zu „neuen globalen Zusammenschlüssen“ die Automobilwirtschaft beherrscht, selbstverständlich mit entsprechenden Garantien und Staatshilfen der betroffenen Regierungen, denn was für die Finanzindustrie „gut“ sein soll, muss für die noch bedeutendere Automobilwirtschaft „billig“ sein.

Eine Allianz FIAT/CHRYSLER/OPEL hat Sergio Marchionne aus der Taufe gehoben, wobei die betroffenen Staaten diese finanzieren soll. Sicher eine verlockende Lösung um für FIAT selbst neue Finanzierungsquellen zu erschliessen. Aber ohne jede industrielle Logik: Wenn ein „vermeintlich Reicher“ (FIAT) mit einem Bettler (Opel) sich vereinigt, wird der Reiche wohl kaum reicher; kommt dazu noch ein „Halb-Toter“ (Chrysler) dürfte wohl die Katastrophe programmiert sein.

Richtig ist hingegen, dass GM gerettet werden muss, will die USA weltweit im Automobilgeschäft mitreden. USA braucht dazu neben den „Tranplants“ zwei unabhängige nationale Autokonzern, wie FORD und GM.

Eine Kooperation BMW mit MERCEDES-BENZ, die in einer Fusion zu einem Auto-Technologie-Konzern erster Güte enden könnte, macht ebenso Sinn, wie das Zusammengehen von VW und PORSCHE unter gleichzeitiger Voll-Integration aller Nutzfahrzeugbeteiligungen. Damit hätte Deutschland zwei technologisch gut gerüstete Automobilkonzerne von absolutem Weltrang.

FIAT täte besser sich mit PEUGEOT/CITROEN oder RENAULT/NISSAN zusammenzuschliessen. Am Besten zu einem gemeinsamen Konzern aller französischer und italienischer Marken, eventuell unter Einbezug des Kleinwagen Technologie-Leaders SUZUKI, denn 3 globale Autoplayer sind für Europa genug und Frankreich muss sich sowieso, um die Staatskasse zu entlasten, früher oder später von ihrer RENAULT-Beteiligung trennen.

Eine Allianz HYUNDAI/KIA/HONDA wäre ein japanisch/koreanisches Powerhaus, dass sich gut ergänzen könnte. Während MAZDA und MITSUBISHI wohl am besten bei TOYOTA aufgehoben wären, wo ja schon SUBARU und DAIHATSU eine gute Heimat gefunden haben.

Entscheidend wird jedoch sein: Was spielt CHINA in der weltweiten Automobil-Industrie in den nächsten zehn, zwanzig Jahren für eine Rolle? Im Jahre 2008 steigerte China die Motorfahrzeugproduktion um + 5,21% auf 9,34 Mio. Einheiten. Im Land selbst wurden 9,38 Mio. Fahrzeuge zugelassen oder +6,7%. Im 2008 wurden 680‘700 Motorfahrzeuge exportiert, oder + 11,1% gegenüber dem Vorjahr. Der Import betrug 410‘100 Einheiten, oder + 31,5%. In den letzten 5 Jahren stieg die Autoproduktion in CHINA um 50%, während die Autoproduktion in den USA um knapp 50% fiel! Die 19 grössten Automobilhersteller CHINAS verdienten immerhin in den ersten 11 Monaten 2008 65 Billion Yuans oder 9,6 Billion $ (Quelle: CAAM).

Die chinesische Regierung möchte die Produktion der Automobilindustrie bis zum Jahre 2020 auf 15 Mio. Einheiten steigern und danach bis zum Jahre 2030 auf über 20 Millionen Einheiten, wobei eine Exportquote von 40% ins Auge gefasst wird. Mit anderen Worten strebt CHINA einen Anteil an der Auto-Welt-Produktion von 25% an, wobei dieser heute schon 13,5% beträgt. Es ist klar, dass der Exporterfolg im Autogeschäft zum grössten Teil über den Preisvorteil erkauft werden muss. Im Vordergrund stehen hier sicher ökologisch sinnvolle Klein- bis Mittelklassefahrzeuge mit guter Ausrüstung und preiswerter robuster Technologie, ähnlich, wie das die Japaner und später die Koreaner seinerzeit vorgemacht haben.

Aus Sicht der europäischen und amerikanischen Industrie würde es also durchaus Sinn machen sich von China klar zu differenzieren. In der Vergangenheit haben die Grossen im Autogeschäft ihre Produktionssegmente in einer Vielzahl von Modellen erweitert, beispielsweise vom SMART bis zum MAYBACH. Diese Strategie gilt es zu überdenken. Geht man davon aus, dass neben den Chinesen, vielleicht 7 oder 8 Grosskonzerne den Weltmarkt teilen werden, könnten sich diese durchaus spezialisieren um sich dadurch weniger selbst zu konkurrenzieren und sich so von einander sinnvoll zu differenzieren. Beschränkung auf Nutzfahrzeuge und Personenwagen wäre denkbar. Top-Technologie, Ökologie und Konzentration auf Luxusfahrzeuge mit Spitzentechnologie wäre ein Thema, Alternativ-Antriebe, Integration in intelligente Verkehrsleitsysteme, personalisierte „smart cars“ die interaktiv untereinander kommunizieren können, etc. ein Anderes, und so weiter. Wobei zur Nutzung der Vertriebsorganisationen der einzelnen Konzerne jede Menge an sinnvollen Kooperationen je nach Land und eingeschlagener Strategie denkbar sind.

Nun, da der Staat finanziell der Autoindustrie unter die Arme greifen muss, wäre entsprechender Einfluss auf die Zukunfts-Strategie denkbar, da diesem leider die dazu notwendigen Institutionen, sprich Kompetenz fehlt, gehören jetzt mehr den je die richtige Leute an die Spitze der Autoindustrie und diese kommen meiner Meinung nach nicht aus dem Vertrieb oder aus dem „Boni-Zeitalter“, auch wenn diese heute zur Tarnung vermehrt im Pullover aufkreuzen. Kompetenz aus Forschung, Entwicklung, und zeitgerechtem Marketing und nicht zu letzt auch die Auseinandersetzung mit den allgemeinen Wirtschafts- und Soziologietrends sind heute gefragt und dazu muss mehr den je, ein intensiver Austausch mit Universitäten und Forschungsinstituten weltweit stattfinden und gefördert werden.

Bernhard




Freitag, 8. Mai 2009

Schrott & Altpapier Preisentwicklungen sind zuverlässige Konjunktur-Barometer

Hospiz Grosser St. Bernhard: bewölkt, + 2 C



Schrott- & Altpapier Preisentwicklungen sind seit Jahren gute Vorläufer der Konjunktur-Entwicklung:

Der Altpapierpreis ist gemäss dem deutschen Bundesamt für Statistik seit dem Hoch von 174,6 EURO pro Tonne im März 2008 kontinuierlich auf 17,9 EURO pro Tonne per Ende 2008 gefallen, oder um -89,7%! Im Januar 2009 betrug er 18,6 EURO, im Februar 2009: 21,0 EURO, im März 2009: 21,4 EURO pro Tonne. Hat sich also in den letzten 3 Monaten auf sehr tiefem Niveau stabilisiert:




Der Schrottpreis der Sorte 2 ist in Europa seit dem Juni 2008 bis zum April 2009 von 425,5 EURO pro Tonne auf 171,3 EURO pro Tonne gesunken oder um 60,0%! Im Gegensatz zum Altpapier hat sich im Jahre 2009 der Preis nicht stabilisiert und ist nach wie vor stark im Rückgang (Jan 09: 239,4 / Feb 09: 219,9 / März 09: 196,1 / April 09: 171,3 EURO pro Tonne):




Die Altpapier- & Schrottpreise zeigen im Gegensatz zur Börse also nach kein Frühlingserwachen!

Bernhard

Samstag, 25. April 2009

Vorhersehbarkeit der Finanz- & Weltwirtschaftskrise im Rückblick

Hospiz, Grosser St. Bernhard, Sonnenschein, 8 C.


Es ist eine Binsenwahrheit, dass längerfristiger Erfolg zwingend davon abhängig ist zukünftige Entwicklungen, Trends, etc. voraus zu sehen oder voraussagen zu können.



Der längste und grösste globale weltwirtschaftliche Aufschwung nach dem 2. Weltkrieg wäre nicht möglich gewesen ohne die immer bessere und präziser werdende Fähigkeit des Menschen zukünftige Entwicklungen vorauszuberechnen, zu planen und einzukalkulieren, um dann gezielt den möglichen Szenarien, Folgen, Auswirkungen mit den entsprechenden Gegenmassnahmen und Aktionen zu begegnen.



So wurde auch sehr viel Geld in diese Aufgabe investiert. Jede angesehene Universität beschäftigt sich mit Zukunfts- und Konjunkturfragen. Es gibt auf der Welt zahllose Wirtschaftsforschungs- und Wirtschaftsprognose-Institute. Nationalbanken beschäftigen dafür eigene Wirtschaftsfachleute und darauf spezialisierte Mathematiker und jede grössere Bank verfügt heute über fundierte „in house“ Kompetenz in Sachen Analytik und Research. Die Informationstechnologie machte es möglich all dieses erarbeitete Wissen in Sekundenschnelle weltweit im Zugriff zu haben und die erarbeiteten Erkenntnisse auszutauschen und zu optimieren. Die Fachleute die sich mit diesen Prognosen beschäftigen gehören in der Finanzindustrie zu den bestbezahlten, renommiertesten und angesehensten Persönlichkeiten. Zu denen gesellen sich zahllose Professoren und Dutzende von Nobelpreisträgern bestbekannter Universitäten und Institute.



Doch als am 23. Sept. 1998 die von John Meriwether gegründete und von den beiden Nobelpreisträgern für Wirtschaftswissenschaften Myron Samuel Scholes und Robert C. Morton geleitete LTCM (Long Term Capital Management Inc.), in der Folge der realwirtschaftlichen Auswirkungen der Währungskrise in Russland, zusammenbrach, zeigte sich zum ersten mal eine „Delle“ in den sonst bis dahin verlässlichen Computeranalysen der Wirtschaftsprognostiker. Das Rechenmodel der Nobelpreisträger hatte, das mit ca. 0,1% prozentiger Wahrscheinlichkeit eintretende maximale Spread-Defizit zwischen SWAP-Rates und Treasury Bonds nicht berücksichtigt oder wegen ihrer geringen Wahrscheinlichkeit in ihren Berechnungen ausgeblendet.



Daraus hat man natürlich sofort gelernt. Dieser Fehler wurde beispielsweise korrigiert indem die VaR-Berechnungs-Modelle (Value at risk models) verfeinert wurden, indem man das gängige Varianz-Kovarianz-Modell mit dem Monte-Carlo-Simulation Modell (Umrechnung von mehreren 1000 zufällig generierten Marktpreisänderungen) absicherte und das Ergebnis parallel auch noch mit einem simulierten Historienverlauf verglich. So war man, nebst anderen eingesetzten verbesserten Tools sich jetzt ziemlich sicher, alle zukünftigen Risiken und Entwicklungen mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit vorausberechnen zu können.



Die verbesserten und verfeinerten Modelle überstanden so, die Dotcom-Blase (März 2000) und selbst der 11. September 2001, wurde mit kleineren und grösseren Blessuren für die Anleger gemeistert. Erkannt wurde auch die grosse Gefahr von praktisch unvorhersehbaren Terror-Anschlägen und insbesondere hat die Bush-Regierung, aber auch weltweit, die Terror-Bekämpfung als Gefahr der Real-Wirtschaft erkannt, bekämpft und eingedämmt.



Heute wissen wir, wie die heutige grösste Finanz- & Weltwirtschaftskrise seit den 30er Jahren entstanden ist. Man weiss auch warum die besten Rechenmodelle um diese vorauszusagen versagt haben. Die Rechenmodelle hatten alle den gleichen Fehler: Sie gingen ganz einfach davon aus, dass es immer einen Markt gibt, getreu nach dem kapitalistischen Grundsatz: „Es ist immer der Markt der die Preise bestimmt!“ Die Modelle sahen nicht voraus, dass es möglich sein könnte, dass es für gewisse Produkte ganz einfach keinen Markt mehr gibt, weil die Akteure, die Gegenparteien die es für jeden Handel braucht, das Vertrauen zueinander nicht mehr hatten, dass all die eingegangenen und noch einzugehenden Forderungen und Verpflichtungen auch erfüllt werden.



So kommen wir zurück auf die Machbarkeit und Zuverlässigkeit der Prognose-Wirtschaft. Das wohl bestvernetzte Institut für Weltwirtschaft ist der International Währungsfond (IMF oder International Monetary Fund). Diese Sonderorganisation der Vereinten Nationen und Schwesterorganisation der Weltbank-Gruppe hat 185 Mitgliedsländer. Ihre Aufgabe ist die Förderung der internationalen Zusammenarbeit in Währungspolitik, die Ausweitung des Welthandels, die Stabilisierung von Wechselkursen, die Kreditvergabe, die Überwachung der Geldpolitik und das Monitoren der Wirtschaftsentwicklung (sprich technische Hilfe). Kein anderes Institut der Welt betreibt eine umfassendere Wirtschaftsdaten-Erhebung über alle ihre zu überwachenden Mitgliedsländer, sowie über einzelne geografische Wirtschaftsräume aber auch über die globale Weltwirtschaft als das IMF. Sie tut dies nicht nur über Informationssammlung, sondern auch mit regelmässigen Gesprächen vor Ort mit den einzelnen Regierungen, Nationalbanken, Weltbank, Welthandels-Organisationen, etc. Seit März 2002 veröffentlicht sie über ihre „Surveillance“-Tätigkeit , wie sie es nennt, den vierteljährlichen „Global Financial Stability Report“ der die vorherige Publikation „International Capital Markets“ ablöste.



Nun, wie sahen die Prognosen des IMF in Bezug auf die heutige Finanz- und Weltwirtschaftskrise aus:

· Im Juli 2008 konnte man aus dem „Update of World Economic Outlook“ unter dem Titel „Global slowdown and rising inflation“ entnehmen, dass das IMF für das Jahr 2009 noch ein Wirtschaftswachstum von 3,9% prognostizierte, wobei die quartalsweise hochgerechneten Ergebnisse sogar auf ein Wirtschaftswachstum für 2009 von 4,3% hindeuteten.

· Am 2. Oktober 2008 schreibt das IMF in ihrem „Executive Summary“: „Global growth is expectet to moderate to 3.0% in 2009".

· Einen Monat später, am 6. November, schreibt sie in einem Update zum World Economic Outlook: „The world output is projected to expand by 2.2 percent in 2009".

· Am 28 Januar 2009, korrigiert das IMF dann unter dem Titel „Global economic slump challenges policies“ ihre Einschätzungen mit folgendem Satz: „World growth is projectet to fall to 0,5 percent in 2009, its lowest rate since World War II.“

· Am 16. April 2009 muss sie erneut korrigieren, jetzt schreibt sie im Executive Summary: „The global economy is in a severe recession inflicted by a massiv financial crisis and acute loss of confidence. The world output is projected to decline by 1,3 percent in 2009 as a whole.“

Innerhalb von nur 8 Monaten korrigierte somit das IMF ihre Prognose für 2009 von plus 4,3% auf minus 1.3 Wachstum! Sie lag mit ihren Schätzungen also ganze 5,6% daneben, wo in den vergangenen Jahren jeweils Abweichungen von 0,1% bis 0,4% die Regel waren. Andere Wirtschaftsforschungs-Institute, Professoren, Analytiker und ganze Research-Abteilungen der 30 grössten Banken der Welt konnten es auch nicht besser, sie lagen mit ihren Prognosen gleich falsch wie das IMF, und es ist gut möglich, dass sie sich dabei auch auf den Daten-Kranz des IMF abstützten. Trotzdem haben sie ihre Aufgabe schlecht gemacht. Denn sie haben sich nicht die Mühe gegeben die Details der IMF-Einschätzungen zu lesen. Schon im „Executive Summary“ vom 3. April 2008 schrieb nämlich das IMF:



„The IMF staff now sees a 25 percent chance that global growth will drop to 3 percent or less in 2008 and 2009 - equivalent to a global recession. The greatest riks comes from the still-unfolding events in financial markets, particularly the potential for deep losses on structured credits related to the U.S. subprime mortgage market and other sectors to seriously impair financial system balance sheets and cause the current credit squeeze to mutate into a full-blown credit crunch.»



Das IMF, war also erwiesener Massen, das wohl einzige Wirtschaft-Institut von Weltrang, dass die heutige Finanz- und Weltwirtschaftskrise trotz noch späteren optimistischen Prognosen frühzeitig erkannt und rechtzeitig thematisiert hat.



Die Lehre daraus sollte sein: Die „Executive Summarys“ des IMF World Economic Outlook (WEO) (www.imf.org/external/ns/cs.aspx?id=29
), die auch im Internet publiziert werden, gehören zur Pflichtlektüre aller Finanzpolitiker, „Bänkler“ und Leiter von Grossunternehmen. Wenn Ospel & Co. oder selbst unser Finanzminister Merz heute sagt, wir wurden von unvorhersehbaren Ereignissen regelrecht überrollt, so bleibt der bittere Nachgeschmack, dass diese zusammen mit ihren bestbezahlten Mitarbeiter, ihre Hausaufgaben nicht sorgfältig genug gemacht haben, denn das IMF hat in der Tat rechtzeitig den Finger auf die Wunde stelle gerichtet. Aber sie waren ja alle in guter Gesellschaft.

Bernhard






Samstag, 18. April 2009

Zu wenig Geld: Arbonia-Forster-Chef räumt den Sessel

Hospiz St. Bernhard: leicht bewölkt, -4 C.





"Zu wenig Geld: Arbonia-Forster-Chef räumt den Sessel" so die Titel-Schlagzeile von Marc Badertscher in der heutigen Ausgabe des Tages Anzeiger.


Als ich am 20. März im Blogspot unter dem Titel "Steht die AFG Holding AG vor dem Abgrund?" schrieb: "Die AFG-Aktie ist ein absolutes "High Risk Papier" und es ist zu hoffen, dass der selbsternannte "König von Arbon" Kraft, Mut, Geld, Ideen und die Gesundheit hat, seinen schwerst angeschlagenen "Luxus-Liner" durch den höchst bedrohlichen Konjunktur-Orkan zu steuern. Ansonsten könnte es bald heissen: "Mann über Board" und gleich darauf "SOS Schiff unter"!, ahnte ich nicht, dass diese Geschichte sich in so kurzer Zeit so dramatisch zuspitzen könnte.

In der Tat, -16% Umsatzrückgang im 1. Quartal der AFG ist dramatisch. Besorgniserregend ist auch, dass Dr. Edgar Oehler, offensichtlich das Geld fehlt um seinen Konzern zu stützen. Etwas stossend wirkt auch, dass derselbe Oehler, gleichzeitig am selben Tag in der Zeitung "Blick" seine harten Anforderungen für seine Nachfolger proklamiert. Mit Verlaub gesagt, die neue Führung der AFG braucht nicht nur Detailkenntnisse, sondern auch Branchenkenntnisse, ferner muss auch saniert werden. Ich glaube Oehler muss am Schluss froh sein, wenn er überhaupt jemand findet der "diese heisse Kartoffel" anfasst. Ich wünsche es jedenfalls allen Mitarbeitern des Konzerns. In guten Zeiten ein Konzern zu führen, das kann fast jeder, bald steht aber die AFG inmitten des Orkans, auch wenn im Auge des Orkan noch vermeintlich Windstille herrscht.

Bernhard

Freitag, 17. April 2009

Gute Autoverkäufe im März ein 1. Zeichen für Konjunkturaufhellung in der Schweiz?

Hospiz St. Bernhard: 55 cm Neuschnee, -9 C.

Mit + 0,8% wurden in der Schweiz im März 2009, mit 23'678 Personenwagen-Zulassungen mehr Fahrzeuge verkauft als im Vorjahr (23'493 Einheiten). Die Personenwagenverkäufe gelten weltweit als ein sehr gutes Konjunkturbarometer!

Leider zeigt eine nähere Überprüfung der Zahlen, dass der Monat März im Jahre 2009 26 Verkaufstage hatte, im Vorjahr waren es nur 23 Tage. Bereinigt nach Verkaufstagen gibt es also einen Rückgang der Verkäufe von -11,5% anstatt einem plus. Kummuliert (1. Quartal) beträgt der Rückgang -11,4% und bereinigt nach Verkaufstagen sogar satte -15,0%.

In Europa (EU27 + EFTA*) betrug der Verkaufsrückgang im März trotz Abwrackprämien in Deutschland, Frankreich und Italien -9,0 % (1'506'249 zu Vorjahr 1'656'106 Personenwagen) bereinigt nach Verkaufstagen beträgt der Rückgang im März satte -19,5%, was noch schlechter ist als der Rückgang im Februar 2009 von -18,3%. Kummuliert beträgt der Rückgang in Europa im 1. Quartal -17,2% (3'439'720 zu Vorjahr 4'154'778) und bereinigt nach Verkaufstagen -2o,6%.

Allein Deutschland verkaufte im 1. Quartal 2009 dank der Abwrackprämie erstaunliche +18,0% mehr Personenwagen (März +39,9%) als im Vorjahr. Rechnet man Deutschland aus den Europazahlen heraus und bereinigt man die Zahlen nach Verkaufstagen beträgt der kummulierte Verkaufsrückgang in den EU27 + EFTA-Ländern schwindelerregende -27,8%!

Hier kurz noch die Gewinner & Verlierer im 1. Quartal in Europa (in der Rangfolge):

VW Group - 17,2%
PSA Group - 19,2%
FORD Group - 13,1%
FIAT Group - 8,6%
GM Group - 25,3%
Renault - 21,7%
Toyota - 18,3%
Daimler - 24,1%
BMW - 26,4%
NISSAN - 28,9%
Hyundai + 12,5%
Honda - 17,9%
Suzuki - 6,9%
Mazda - 17,7%
KIA - 20,2%
MITSUBISHI - 31,3%
JAGUAR GROUP - 41,1%
CHRYSLER - 52,8%

Im Autogeschäft sind also zweifelsohne trotz Abwrackprämien von alleine 6.0 Milliarden EURO in Deutschland leider noch keine Frühlingsgefühle auszumachen!

Bernhard

* Zahlen gemäss ACEA (Association des constructeurs européens d'Automobiles)


Sonntag, 12. April 2009

Das Ostergedicht

Der erste Ostertag

Fünf Hasen, die saßen beisammen dicht,
Es macht ein jeder ein traurig Gesicht.
Sie jammern und weinen:
Die Sonn' will nicht scheinen!
Bei so vielem Regen Wie kann man da legen
Den Kindern das Ei?
O weih, o weih!
Da sagte der König:
So schweigt doch ein wenig!
Lasst weinen und Sorgen
Wir legen sie morgen!

Heinrich Hoffmann

Freitag, 3. April 2009

Finanzkrise mit Bilanzkosmetik bewältigen?

Hospiz Grosser St. Bernhard: Sonnenschein, +8 C.

Mit 3 zu 2 Stimmen lockerten gestern die amerikanische Bilanz-Aufsicht FASB (Financial Accounting Standarts Board) die Abschreibungsregeln für die Bewertung von Giftpapieren in den Bilanzen der amerikanischen Finanzinstitute. Die neue Regelung tritt Ende Juni in Kraft und kann deshalb bereits in den Quartals-Abschlüssen im 1. Quartal 09 angewendet werden. Gemäss Beurteilung der Analysten führt diese Massnahme zu einer Verbesserung der Quartals-Ergebnisse von 20-25%. Entsprechend war dann auch das Kursfeuerwerk an der Börse!

Während am G-20 Gipfel publikumswirksam verkündet wurde, die Finanzmärkte werden zukünftig streng reguliert und scharf überwacht, hebt also gleichzeitig das amerikanische FASB die bis an hin geltenden strengen "market to market" Bewertungen für Vermögenswerte amerikanischer Bankinstute auf. Dadurch können diese Gesellschaften jetzt bei der Bewertung von längerfristigen Anlagen auf eigene Modelle anstatt auf Marktpreise zurückgreifen und so alle unrealisierten Verluste im Wertpapierbestand aussitzen.

Die FASB tat dies auf Druck des US-Kongress und diverser Banken, um damit ein Ende der Milliarden-Abschreiber einzuleiten, was zu entsprechenden Auswirkung auf die Eigenkapitalbasis der betroffenen Institute und ihrer Kreditvergabe geführt hätte.

Die neue Regelung erlaubt jetzt den Banken, den wahren Wert ihrer toxischen und illiquiden Papiere zu verschleiern. Den Investoren wird Sand in die Augen gestreut, da die wahren Verpflichtungen der Banken jetzt schwieriger zu erfassen sind. Ob das der Bereitschaft der Investoren förderlich ist, diesen Instituten neues Kapital zukommen zu lassen, bleibt auf jeden Fall dahin gestellt. Dazu kommt die fehlende Transparenz für die Anleger durch die unterschiedlichen Regelwerke in den USA, Europa und anderen Märkten.

Ich bin dezidiert der Meinung, dass das Verlassen der "market to market" Bewertung, respektive des "fair-value accounting" keine gute Lösung darstellt. Die Milch wird ja auch nicht besser, wenn man einfach das Frischhalte-Datum weg lässt. Im "boomenden" Markt waren die "market to market" Bewertungen für die Boni-Politik ein Segen, jetzt da diese grösstenteils wegfallen, kann man natürlich gerne darauf verzichten, es schadet aber der Transparenz und ist damit nicht im Interesse der Investoren.

Bernhard