Mit 3 zu 2 Stimmen lockerten gestern die amerikanische Bilanz-Aufsicht FASB (Financial Accounting Standarts Board) die Abschreibungsregeln für die Bewertung von Giftpapieren in den Bilanzen der amerikanischen Finanzinstitute. Die neue Regelung tritt Ende Juni in Kraft und kann deshalb bereits in den Quartals-Abschlüssen im 1. Quartal 09 angewendet werden. Gemäss Beurteilung der Analysten führt diese Massnahme zu einer Verbesserung der Quartals-Ergebnisse von 20-25%. Entsprechend war dann auch das Kursfeuerwerk an der Börse!
Während am G-20 Gipfel publikumswirksam verkündet wurde, die Finanzmärkte werden zukünftig streng reguliert und scharf überwacht, hebt also gleichzeitig das amerikanische FASB die bis an hin geltenden strengen "market to market" Bewertungen für Vermögenswerte amerikanischer Bankinstute auf. Dadurch können diese Gesellschaften jetzt bei der Bewertung von längerfristigen Anlagen auf eigene Modelle anstatt auf Marktpreise zurückgreifen und so alle unrealisierten Verluste im Wertpapierbestand aussitzen.
Die FASB tat dies auf Druck des US-Kongress und diverser Banken, um damit ein Ende der Milliarden-Abschreiber einzuleiten, was zu entsprechenden Auswirkung auf die Eigenkapitalbasis der betroffenen Institute und ihrer Kreditvergabe geführt hätte.
Die neue Regelung erlaubt jetzt den Banken, den wahren Wert ihrer toxischen und illiquiden Papiere zu verschleiern. Den Investoren wird Sand in die Augen gestreut, da die wahren Verpflichtungen der Banken jetzt schwieriger zu erfassen sind. Ob das der Bereitschaft der Investoren förderlich ist, diesen Instituten neues Kapital zukommen zu lassen, bleibt auf jeden Fall dahin gestellt. Dazu kommt die fehlende Transparenz für die Anleger durch die unterschiedlichen Regelwerke in den USA, Europa und anderen Märkten.
Ich bin dezidiert der Meinung, dass das Verlassen der "market to market" Bewertung, respektive des "fair-value accounting" keine gute Lösung darstellt. Die Milch wird ja auch nicht besser, wenn man einfach das Frischhalte-Datum weg lässt. Im "boomenden" Markt waren die "market to market" Bewertungen für die Boni-Politik ein Segen, jetzt da diese grösstenteils wegfallen, kann man natürlich gerne darauf verzichten, es schadet aber der Transparenz und ist damit nicht im Interesse der Investoren.
Bernhard
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